Novembergrau mit Farbtupfern
#8sammeln die Miniblogparade von Susanne Wagner heute an einem Tag, den ich gar nicht beginnen wollte und mit dem ich mich dann doch versöhnte.
1)
Ich mach die Augen auf und gleich wieder zu. Mein Kopf pocht und das schon beim Aufwachen. Eine dichte graue Nebelwand vor dem Fenster. Die Fellnase schnarcht noch friedlich. Vielleicht hilft noch ein wenig Schlaf. Ich versuche meinen Kopf anders zu betten. Es wird nicht besser. Mit einem Seufzen stehe ich auf. Zähneputzen mit der elektrischen Zahnbürste sorgt für ein unangenehms Vibrieren im Kopf. Ich habe keine Lust auf den Tag.
2)
Das Thermometer zeigt vier Grad. Vielleicht hilft die kalte Luft ja gegen meine Kopfschmerzen. Also ziehe ich mich warm an. Mütze auf den Kopf, zur Abwechslung Socken in die Barfußschuhe, noch die Schafswollweste unter die Jacke. Jetzt die Fellnase wecken. Ihr fällt das Aufstehen auch schwer. Doch nach gute Zureden und Strecken und Recken ist auch sie bereit.

3)
Langsam und bedächtig trotten wir in die graue Luft. Die Schemen machen der Fellnase Angst. Im Alter sieht sie nicht mehr gut und im Nebel kann sie die Dinge schlecht einordnen. Im meinem Kopf wird es auch nicht klar. Trotzdem versuche ich mich auf meine Umgebung zu Konzentrieren. Ich entdecke Farben. Ein Busch mit roten Stängeln und unterschiedlich gefärbten Blättern. Mir ist es heute zu unangenehm draußen zu malen. Also mache ich ein Bild. Vielleicht wird es später noch was.
Irritiert bleibe ich an einem Baum stehen. Sieht aus als hätte jemand lauter Kaugummi an die Rinde geklebt. Als ich näher hinschaue, merke ich, dass es lauter kleine Baumpilze sind.

Zwar sind meine Kopfschmerzen am Ende unseres Spaziergangs nicht weg, aber ich habe sie zwischenzeitlich nicht mehr so wahrgenommen. Allerdings ist meine Stimmung immer noch gedämpft.
4)
Seit einiger Zeit haben wir ein Wochenendritual: Wir gehen zum Frühstücken in den Schwälmer Brotladen. Obwohl ich keine große Lust habe, gehen wir auch heute hin. Ich bestelle das Übliche. Unser bevorzugter Tisch ist noch frei - schön. Nach einem Ei und der halben Tasse Capucchino werden meine Kopfschmerzen langsam besser. Puh, was für eine Erleichterung. Draußen immer noch Nebel und wenig Licht, aber ich habe das Gefühl aufzutauchen.
Nach dem Essen hole ich mein Naturjournal hervor. Die roten Stängel haben es mir angetan. Beim Mischen der Farben komme ich das erste Mal heute im Moment an. Ganz versunken gestalte ich die Herbstfarben auf dem Papier.

5)
Zu Hause ist es dann mit dem im Augenblick sein vorbei. Die Fellnase kommt wie immer, wenn wir nach Hause kommen, zur Tür und will kurz raus. Normalerweise geht sie nur an die Ecke um ihr Geschäft zu machen. Keine Ahnung wo ich mit meinen Gedanken bin. Doch auf einmal sehe ich sie ganz verträumt die Strasse hoch gehen. Rufen nutzt nichts. Wenn sie so vor sich hin trottet, dann hören die alten Ohren nichts. Also schnappe ich mir Leine und Geschirr, ziehe rasch Schuhe an und hinterher.

Sogar die Jacke habe ich vergessen. Wenn ich daran denke wie eingepackt ich heute morgen war. Klar es sind drei Grad mehr aber das ist auch nicht üppig. So bin ich aber sofort wach und da.
6)
Wieder zu Hause, ziehe ich mir ersteinmal eine Strickjacke an. Ich freue mich über die Fußbodenheizung die mir warme Sohlen beschert. Außerdem heize ich die Espressomaschine an. Ich fülle die Tassen mit warmen Wasser und halte meine Hände eine Weile daran zum Aufwärmen.
7)
Halb sechs und schon ist es dunkel. Ich bin wieder etwas melancholisch. Heute wenig Licht. Grau, Trüb, keine Sonne. Doch dann zünden wir die rote Kerze vor der Tür an. Ihr Flackern macht den Abend gleich heimeliger. Das mag ich am Herbst und Winter.

8)
Den Abschluß bildet der Abendspaziergang mit der Fellnase. Wieder bin ich verfroren. Das kenne ich so gar nicht von mir. Draussen ist es ruhig. Der leichte Nebel gibt mit den Straßenlaternen ein diffuses Licht. Ich höre die Geräusche die wir machen. Jedes Aufsetzen meiner Schuhe, das Tapsen der Hundepfoten. Meine Jacke die ein reibendes Geräusch macht wenn ich die Arme bewege. Das Klicken der Leine am Geschirr. Dann das Rascheln der Blätter unter den Füßen. Im Lauschen wieder ein Moment des ganz bei mir seins. Vor der Haustür begrüßt uns das Flackern der Kerze mit ihrem warmen Schein und ich lächle. Jetzt bin ich mit dem Tag doch noch im Reinen.

Heute ist der 8.11.25 und wieder Zeit für #8sammeln die Miniblogparade von Susanne Wagner. Ich habe die 8. des Monats schon irgendwie verinnerlicht und meine Aufmerksamkeit ist präsenter als an anderen Tagen. Achtsam zu sein, heißt auch wahrzunehmen was gerade da ist, auch wenn es nicht so angenehm ist. Ich finde es interessant zu sehen, was sich trotz des schwierigen Starts in den Tag alles ergeben hat.
Was waren Ihre Momente heute?