Pure Freude am Leben
Wie ich bei der Blogparade #Lebensfreude2025 ins Stocken kam und dann doch Lebensfreudeperlen fand.
Ich las den Aufruf zur Blogparade #Lebensfreude2025 von Lydia G. Gajewsky und war mir sofort sicher „ da nehme ich dran teil“.
Das Bild zum Blogbeitrag hatte ich schnell gefunden.
Und dann?
Kam ich ins Stocken. Kein Text, der in meinem Kopf spazieren ging.
Gedanken und Liedfetzen zogen vorbei.
„Eins kann mir keiner nehmen und das ist die pure Lust am Leben.“ von Geier Sturzflug.
Der Rest des Textes ist gruselig.
Warum fällt es mir so schwer?
Habe ich zu sehr die bunten, ausgelassenen Affen vor Augen?
Dabei ist mir die Bedeutung der Wahrnehmung der kleinen Dinge wichtig. Und das erarbeite ich auch mit den Patienten.
Um mir klarer zu werden, habe ich mich an Vera F. Birkenbiehl erinnert und ein Mindmap erstellt.

Es hat Spaß gemacht, ich habe mich spontan für Begriffe entschieden und es dann noch mit Washitapes unterlegt. Der Prozess hat mir klar gemacht, dass in Lebensfreude auch Momente stecken, in denen das Leben traurig sein kann und es schwer ist, was anderes zu sehen.
Das Leben ist manchmal sehr herausfordern und manchmal wird es leichter. Es kann gleichzeitig schwer sein und ich kann mich trotzdem an dem Schmetterling im Flieder erfreuen.
Diese Bandbreite und auch die Gleichzeitigkeit widerstreitender Gefühle und Erfahrungen steckt auch in der Lebensfreude.
Wir können dies bei anderen (ich bei den Patienten z.B.) gut wahrnehmen, während es bei uns selber viel schwieriger ist. Und dann gibt es da noch die Erwartungshaltung wie sich Lebensfreude anzufühlen hat: so wie in dem bestimmten Lied, einem Film, einen Roman oder wie sie die beste Freundin beschreibt.
Tja, so fühlt es sich bei mir nicht an und wahrscheinlich auch nicht bei Ihnen. Weil das Erleben ein ganz individuelles ist. Das ist auch das was mich gerade ausgebremst hat: Die Vorstellung wie Lebensfreude zu sein hat und das habe ich nicht gespürt.
Das konnte doch nicht sein. Bei den Patienten bin ich viel klarer und sensibler auf dem Weg die Lebensfreude in kleinen Momenten wieder wahrnehmen zu können. Dabei ist ein wichtiger Fundus unsere Erinnerungen und Erfahrungen.
Als Kind sind wir unbefangen und ohne Wertungen. Da ist Lebensfreude ganz unmittelbar. Was hat also damals Spaß gemacht? Ich war immer gerne draußen, habe Schnecken, Regenwürmer und Käfer gesammelt und sie beobachtet. Dämme gebaut und im Matsch gespielt, auf Bäume geklettert und und und…..
Und heute? Bin ich wieder gerne in der Natur. Ich beobachte Schnecken, Regenwürmer, Käfer, Schmetterlinge, Vögel (sammeln tue ich sie nicht mehr). In diesen Momente stehe ich staunend vor dem Leben und ja da ist sie die Lebensfreude.
Schaukeln mag ich auch noch immer. Dabei schleicht sich dann ein Lächeln in meine Mundwinkel.
Auch meine Liebe zu Hunde und Katzen stammt aus der Kindheit. Jede Streicheleinheit mit der Fellnase, wenn sie sich im Gras wälzt oder ihre Schnauze sauber wischt an ihrer Decke, dann geht mir das Herz auf.
- Lebensfreude!
Gerade auch in den traurigen Momenten hilft mir das.
Ähnlich wie beim Genuss – braucht Lebensfreude Zeit um sie wahrzunehmen, muss ich sie mir erlauben (ich darf traurig sein und mich trotzdem an dem Gesang der Amsel erfreuen), Lebensfreude braucht Erfahrung ( wie der Ausflug in die Kindheit) und Lebensfreude findet sich im Alltag und muss nichts großes sein (darf es aber).
Auf diese Weise entsteht ein Netz aus lebensfreudigen Momenten, das mich auch in schwierigen Zeiten trägt.
Und ich suche nicht mehr das große, überbordende Gefühl der lachenden und spielenden Affen und übersehe dabei die kleinen Perlen die das Leben so bitzelig machen wie ein Glas Sekt.
Gerade habe ich einen Beitrag für den #SamstagderkleinenDinge geschrieben und ich lächle immer noch, weil dieses Gefühl von leichter, ungezwungener Freude völlig unerwartet und spontan entstand. Ein kleine Anekdote und auch hier ist sie wieder – die Lebensfreude.
Jetzt wo der Knoten in meinem Gehirn geplatzt ist, merke ich wie überall die kleinen Perlen auftauchen.
Eine Schüssel voll frisch geernteter Mirabellen, die mir eine Patientin mitbrachte, lädt mich beim Essen zu einer Zeitreise ein. Im Garten meiner Oma – mehr Mirabellen die bei Sonnenschein auf der Terrasse in meinem Mund, statt entkernt in der Schüssel landen.
Die erste Übernachtung im Zelt – als 56jährige! So aufregend und spannend. Voller neuer Eindrücke und geweckt von Vogelgezwitzscher und dem Rascheln der Zeltplane. Okay meine Hüfte hat sich etwas beschwert, aber es war eine schöne Erfahrung. -Lebensfreude!
Und dann gestern "Knack" und die Windschutzscheibe hat einen Sprung! So was ist mir in 38 Jahren Autofahren nicht passiert. Ich weiß gar nicht wie es passieren konnte. Ich ärgere mich und habe Sorge ob die Scheibe bis zu Hause durchhält. Dann ist es noch sehr heiß draussen, ich schmilze vor mich hin. Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb bin ich froh unbeschadet am Abend mein Eis schlemmen zu können. - Auch das eine Lebensfreudeperle.
Ich habe Lust jetzt auf Perlensammlung zu gehen. Und Sie?
Danke @Lydia für die Anregung zu diesem Text.
Da dieser Text auf den letzten Drücker entstand, ist er ein Rohbernstein. Vielleicht glitzert er an manchen Stellen schon, andere können noch Feinschliff gebrauchen – aber so habe ich ihn gefunden.