Spaziergang im Regen

Wie ein Ausrutscher im Schlamm mich das achtsame Gehen lehrte und ein Spaziergang im Regen zu einem AHA-Erlebnis wurde.

Spaziergang im Regen
Photo by Hannah Domsic / Unsplash

oder wie ein Ausrutscher im Schlamm mich das achtsame Gehen lehrte.

Das Regenwetter der letzten Tage hat unsere Spazierwege, die wir uns mit Pferden und Traktoren teilen, in wahre Schlammgruben verwandelt. Mit tief in die Stirn gezogener Kapuze zog ich mit Molly im Regen los. Forschen Schrittes, da ich schon beim Losgehen wieder an die warme und trockene Wohnung dachte. Und Schwupps rutschte ich im Matsch aus und konnte mich gerade noch so fangen. Nach dem ersten Schreck musste ich lachen und hielt erst einmal Inne. Da kamen mir drei Gedanken:

  1. Ein Ausspruch von Karl Valentin: "Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem." - darüber musste ich dann erst mal lächeln.
  2. Das Kapitel „Durch den Matsch stiefeln“ von Annabel Streets aus Auf die Füße, fertig,los! In diesem Kapitel berichtet sie von verschiedenen Forschungsergebnissen, die belegen, dass Bodenmikroben eine positive Auswirkung auf den Organismus haben. Die Produktion des Antistresshormons Serotonin wird angeregt, Angstgefühle können sich reduzieren und die Konzentration kann sich verbessern.
    Also warum nutze ich diese positiven Effekte nicht? Als erstes mal tief den Duft der Erde einatmen! Das führte mich zu
  3. Achtsames Gehen! Eine Übung unserer Körpertherapeutin. Dabei wird der Fuß bewusst angehoben, das Gewicht verlagert, der Fuß nach vorne geschoben und wieder mit dem Boden in Kontakt gebracht. All diese Abläufe werden ganz aufmerksam beobachtet. Ein Schritt nach dem anderen Nach einer Weile kann die Aufmerksamkeit auf alle Körperempfindungen gerichtet werden: den Atem, den Fluss der Bewegungen, den Rhythmus der Schritte. Währenddessen wird auch mit allen Sinnen wahrgenommen was um uns herum geschieht.

Ich habe die Regentropfen auf der Kapuze gespürt und gehört. Unter den Füßen, durch die Barfußschuhe, den weichen, nachgiebigen Boden und auch die kleinen Steine und Grasbüschel gespürt. Den Wind im Gesicht und in der Nase den Geruch von feuchter Erde. Meine Schritte wurden automatisch langsamer.

Was glauben Sie, wie habe ich mich danach gefühlt? Wollte ich immer noch schnell nach Hause? Fand ich den Spaziergang als lästige Pflicht?

Ich habe mich leicht gefühlt und zufrieden. In dem Bewusstsein mir was Gutes getan zu haben. Mir hat es nicht nur wieder vor Augen geführt, wie bereichernd Achtsamkeit ist, sondern auch wie sehr eine Situation von unserer Bewertung abhängt. Es war immer noch regnerisch, nass und kalt – trotzdem war ich Rundrum zufrieden.

Und ja, ich freue mich auf den nächsten Regenspaziergang!

Wie wäre es, wenn Sie den nächsten Regen positiv entgegen sehen und vielleicht auch mal das achtsame Gehen üben – das geht natürlich auch bei Sonnenschein 😎.

Ich freue mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit mir in den Kommentaren teilen!