Vögel beobachten macht glücklich

Viele Studien zeigen, dass Vögel beobachten und Vogelgesang sich positiv auf unsere Psyche auswirkt. Diese Effekte kann sich jeder fast jederzeit zu nutze machen. Vögel sind überall!

Vögel beobachten macht glücklich
Photo by Erik van Anholt / Unsplash

„Vögel beobachten macht glücklich“ las ich in einem Interview von Leander Khil im Servus Magazin Stadt- Land in der Ausgabe März 2024.

Seit ich im Februar 2024 im Rahmen von #28TageContent von Anna Koschinski die Vogelguckerin Silke Hartmann und ihre Texte kennengelernt habe, schwappen immer mehr Infos über Vögel in meine Aufmerksamkeit.

Silke hat mich fasziniert mit ihrem Text über Flamingos, die wild im Norden Deutschlands an der niederländischen Grenze leben. Wie cool, wenn ich sie sehen will, muss ich nicht nach Florida fliegen.

Dann jetzt das Interview von Leander Khil. Ich bin neugierig – wie sehen die Studien dazu aus? Also gehe ich auf Internetrecherche.

Spannend: Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, von iDiv und der Universität Kiel haben in einer Studie auf Basis der Daten des "2012 European Quality of Life Survey" von mehr als 26.000 Erwachsenen aus 26 europäischen Ländern, untersucht, ob eine vielfältige Natur auch das Wohlbefinden steigert. Sie kamen zum Ergebnis, dass 14 Vogelarten und mehr im Umfeld, also im eigenen Garten oder auch im nahegelegenen Park, die Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden genauso positiv beeinflusste wie ein monatliches Plus von 124 Euro auf dem Konto, ausgehend von einem durchschnittlichen Einkommen in Europa von 1.237 Euro pro Monat.

Okay, wie sie das mit dem Einkommen berechnet haben verstehe ich nicht so ganz, ist aber auch egal. Es bedeutet, dass wenn man im Garten, Park, Straße usw. Vögel beobachten kann und sich daran erfreut, dann wirkt sich dies positiv und gesundheitsfördernd aus. Und je mehr man hat und je mehr Variationen, desto besser.

"Alle Vögel sind schon da - Vogelbeobachtung in vollstationären Einrichtungen" wurde als Projekt des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) ins Leben gerufen, um den Bewohner von 76 Pflegeheimen in Bayern Naturerlebnisse zu bieten und so dem Verlust von Lebensqualität entgegenzuwirken. Dazu wurden Vogelfutterhäuschen installiert und Informationsarbeit zu hiesigen Vogelarten geleistet. Nach eineinhalb Jahren konstatierte ein Forscherteam um die Sozialpsychologin Elisabeth Kals von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in einer Begleitstudie, dass die biopsychosoziale Gesundheit der Bewohner durch Vogelbeobachtung deutlich positiv beeinflusst worden sei.

Wow, und das durch eine so simple Maßnahme wie ein Vogelfutterhaus aufstellen!

Vogelgesang reduziert Ängste und irrationale Gedanken. Im Vergleich zu Verkehrslärm, dem viele Menschen täglich ausgesetzt sind, hat Vogelgesang eine positive Wirkung. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung bei Tests mit insgesamt 295 Teilnehmern. Diese hörten sechs Minuten lang entweder typische Verkehrsgeräusche oder Vogelgesang. Vorher und danach füllten sie Fragebögen zur Einschätzung ihrer mentalen Gesundheit aus. "Diese Fragebögen erlauben es üblicherweise, bei den Teilnehmern Tendenzen zu Depressionen, Angststörungen und Paranoia zu erkennen und den Effekt von Vogelgesang oder Verkehrsgeräuschen auf diese Neigungen zu untersuchen", erklärt Erstautor Emil Stobbe, Doktorand in der Lise-Meitner-Gruppe Umweltneurowissenschaften am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Bereits im Jahr 1979 erkannte der Ärztliche Direktor R.A.F. Cox in England, dass „für depressive oder körperlich an das Haus gebundene Menschen das einfache Vergnügen, Vögel zu beobachten, ein unschätzbarer Trost sein kann. Weiters bringt die tiefere Beschäftigung mit der Bestimmung der Vogelarten und genaue Beobachtungen ihres Verhaltens eine neue Dimension in das Leben der Mutlosesten. Als Beruhigungsmittel kann die Vogelbeobachtung so wirksam wie jede Droge sein, aber billiger und sicherer als viele.“ Das nannte er Ornitherapie. Ich wusste bis zu meiner Recherche nicht, dass es dafür sogar einen therapeutischen Begriff gibt.

Es gibt sogar ein deutschsprachiges Buch zur Ornitherapie: Angelika Nelson und Holly Merker (2023) „Die Kraft der Vogelbeobachtung. 63 Anleitungen zu kleinen Auszeit im Alltag“.

Als ich jetzt im Internet nach Angelika Nelson gesucht habe, schloss sich der Kreis zu Silke Hartmann wieder. Sie hat ein Interview mit Angelika Nelson geführt. Hier können Sie es sich anhören.

Wissenschaftler am King’s College in London werteten Daten aus der App Urban Mind aus – eine App, die Daten zum psychischen Wohlbefinden von Städterinnen und Städtern erfasst. Von 2018 bis 2021 nahmen 1.292 Menschen an der Befragung in der App teil, indem sie dreimal am Tag die Frage beantworteten, ob sie gerade Vögel sehen oder hören können, gefolgt von einigen Fragen zum psychischen Wohlbefinden. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das Hören und Sehen von Vögeln mit Verbesserungen des Wohlbefindens verbunden war. Diese Zusammenhänge waren auch dann ganz klar, wenn Umweltfaktoren wie Bäume, Pflanzen und Wasserstraßen eliminiert wurden. Es handelt sich nicht um einen bloßen Effekt von "in der Natur sein", sondern ganz konkret um die Auswirkung der Vögel.

Interessant ist, dass die positiven Effekte von Vögeln in dieser Studie auch Menschen zu Gute kamen, die unter Depressionen litten. Wie genau Vögel und ihr Gesang diese Verbesserungen für unsere Psyche erzielen, ist also noch nicht abschließend geklärt. Fest steht aber: sie tun uns gut!

Mich faszinieren Vögel allerdings schon länger als seit Februar diesen Jahres.

Seit einigen Jahren kommt ein Krähenpärchen regelmäßig in unseren Garten. Mittlerweile schon die nächste Generation. Die Eltern bringen den Kindern bei, dass es bei uns leckere Nüsse gibt. Rabenvögel können Menschen erkennen und geben auch über Generationen weiter ob jemand gut oder böse ist. Wenn die Krähen kommen freue ich mich! Ich begrüße sie und es gibt Wal- oder Haselnüsse. Je nach Jahreszeit werden die Nüsse versteckt oder zum Nest für den Nachwuchs geflogen.

Selbst unsere Fellnase hat die Krähen als Teil der Familie anerkannt und jagt sie nicht vom Grundstück.

Manchmal bgleiten sie mich ein Stück auf meinen Spaziergängen, dann bin ich ganz gerührt. Geschenke haben wir auch schon bekommen, auch wenn sich dies fast unglaubwürdig anhört. Da wurden z. B. Rasenpilze gepflückt und in einer Reihe auf den Weg zum Haus gelegt.

Mir war es wichtig bei der Anlage des Gartens auf eine Vogel- und Insektenfreundliche Bepflanzung zu achten. Besonders unsere Wildrosenhecke erfreut sich großer Beliebtheit bei Amseln, Meisen, Sperlingen, Rotschwänzchen und co. Ich kann vom Küchenfenster den Nestbau, die Balz oder das Abknabbern der Hagebutten beobachten. Da wird das Spülwasser auch schon mal kalt.

Ein Highlight in diesem Jahr war der bis jetzt zweimalige Besuch eines Grünspechts. Völlig gebannt stand ich am Fenster, ganz ruhig. Mein Therapeuten-ICH stand fasziniert daneben. Eben gingen mir noch viele Gedanken durch den Kopf und auf einmal war es still. Es gab nur diesen Moment, den ich so lange wie möglich genießen wollte.

Vor einigen Jahren kamen eine große Anzahl Eichelhäher direkt in die Eiche vor unserem Fenster. Wir standen lange da und beobachteten das geschäftige Treiben. Leider kommen sie nicht mehr, dafür ist jetzt zu viel gebaut worden.

In den Sommernächten ist es ein besonderes Erlebnis die Nachtigall singen zu hören. Dafür gehen wir eigens ein paar Schritte um ihr möglichst Nahe zu sein. Einfach nur wunderschön und zu Herzen gehend. Gesehen haben wir sie noch nie.

Ich bin ein großer Fan von allem was leicht anzuwenden ist und/oder direkt vor der Haustür liegt. Den positiven Effekt von Vögel beobachten oder Vogelgesang lauschen kann jeder zu fast jeder Zeit erfahren. Vögel sind überall. Es ist egal ob Sie in einer Stadtwohnung ohne Balkon leben, auf dem Land, am Waldrand, einen Kleingarten haben. Die Vielzahl der Vögel verändert sich und vielleicht auch wie gut Sie sie bei all den anderen Geräuschen hören, aber sie sind da! Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Vögel lenken, werden Sie erstaunt sein, was Sie alles wahrnehmen können. Achten Sie darauf wie es Ihnen mit Ihren Beobachtungen geht. Vielleicht erleben Sie ja auch ähnliche Effekte wie in den Studien beschrieben.

Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen, die Sie gerne hier teilen können.