Mein liebstes Ritual
Ich habe tatsächlich ein Morgenritual. Es dauert seine Zeit und gibt mir Energie und Ruhe für den Tag. Jeden einzelnen Tag den ich zu Hause bin.
„Was meine Seele nährt – , Rituale die mir gut tun“ als ich den Post von Heiko Metz zu seiner Blogparade sah, hüpfte mein Herz. Ein wesentliches Thema, dass in meinen Therapiesitzungen immer wieder aufkommt.
Doch dann…..
….habe ich wirklich ein solches Ritual? Etwas was mir Kraft gibt? Was ich regelmäßig nutze?
Wie immer, wenn ich einen Text schreiben will, gehe ich mit der Idee spazieren. Im wörtlichen Sinne.
Und da bei dem Spaziergang wird es mir klar.
Ich habe ein Morgenritual!
Jeder einzelnen Tag, den ich zu Hause bin beginnt mit diesem Ritual. Es gibt mir Energie für den Tag und Ruhe ehe die Anforderungen des Alltags beginnen.
Es ist kein schnelles Ritual, sondern nimmt 1,5 bis 2 Stunden ein und genau deshalb ist es für mich so wohltuend.
Der Tag beginnt mit der Begrüßung der Fellnase. Morgen-kuscheln! Einmal kraulen, am Hals und hinter den Ohren.

Anschließend gehe ich ins Bad und die Fellnase wartet vor der Tür bis ich endlich soweit bin.
Gemeinsam gehen wir in die Küche.
Dort schalte ich die Espressomaschine an, damit der Siebträger und die Tassen vorgewärmt werden. Und das Wasser langsam auf Temperatur kommt. Ich warte auf das Brummen, das Zeichen das die Maschine erwacht.

Ganz erwartungsvoll werde ich angesehen, bis ich endlich die Hundesachen anziehe und mit der Leine klappere. Mit wedelnden Schwanz kommt sie an und raus geht’s – bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit.
Aktuell werden wir vor der Tür schon mit den Farben der Rhododendren begrüßt. Die Vögel singen in voller Lautstärke. In der Luft liegt der Duft von Blüten. Also los in Richtung Feld. Mit dabei mein altes Handy ohne Simkarte, nur zum Fotografieren. Ich will auf meinem Spaziergang nicht gestört oder abgelenkt werden. Das Rapsfeld wird eingefasst von roten Mohnblüten, blauen Kornblumen, weißer Scharfsgabe. Ich schwelge in Farben.


Der Wind bläst mir den Kopf frei. Meine Gedanken gehen spazieren. Ich atme tief ein und genieße was ich wahrnehme. Manchmal kommen mir dabei Ideen für LinkedIn Posts, Blogartikel, Therapiestunden......
Jede Jahreszeit und jedes Wetter hat seine eigene Symphonie aus Farben, Geräuschen und Gerüchen. In den letzten Jahren habe ich jede einzelne schätzen gelernt. Auch der Herbst und Winter, wenn es morgens noch Dunkel ist und die Taschenlampe nur einen Ausschnitt beleuchtet, hat seinen Reiz.
Ich mag die frühe Stunde wo ich fast niemandem begegne.
Wieder zu Hause hüpft die Fellnase auf die Couch – sie weiß, dass es noch einen Moment bis zum Frühstück braucht.
Ersteinmal decke ich den Tisch für unser Frühstück.
Nach dem Decken widme ich mich wieder der Espressomaschine.
Die Kaffebohnen rieseln in die Mühle. Mit dem warmen Siebträger setze ich das Mahlwerk in Gang. Ratternd werden die Bohnen zermahlen und der herbe Duft des Kaffes zieht mir in die Nase. Den Siebträger aufstoßen und den gemahlenen Kaffee mit dem Tamper festdrücken. Jetzt an der Maschine kurz Wasser auslassen zum Cooldown. Siebträger eingesetzt und den „Wasser to Go Hebel“ auf halbe Stellung um das Kaffeepulver anzufeuchten, dann aufdrehen. Ich sehe zu, wie der Kaffee erst langsam träge, dann etwas schneller in die Tassen fließt. Eine schöne Crema entsteht und der köstliche Kaffeeduft strömt in die Küche.
Jetzt kommt der Teil an dem ich merke, ob ich ganz bei der Sache bin: Milchaufschäumen!
Kalte Milch in das Edelstahlkännchen füllen und unter die Dampfdüse halten. Jetzt den richtigen Winkel, die richtige Tiefe und die richtige Dampfstärke finden. Unter Gezische und Gebrodel wächst die Milch im Kännchen. Wenn der Schaum den Rand erreicht ist er fertig - der Milchschaum. Einmal aufklopfen zum Verdichten und sanft auf den Espresso laufen lassen.
Und schon steht ein köstlicher Espresso Machiato und ein Cappuccino vor mir.

Wenn ich nicht mit meinen Gednken dabei bin, gibt es eher heiße Milch und wenig Schaum. Dann wird es ein französischer Milchkafee.
Und wenn mir der Schalk im Nacken sitzt, dann gibt es improvisierte Latteart.

Den Abschluss meines Morgen Rituals bildet das Frühstück. Die Fellnase schlappert im Flur und mein Lieblingsmensch und ich sitzen am Esstisch genießen den Kaffee und besprechen was am Tag ansteht.
Zwei Tage in der Woche bin ich Frühs nicht zu Hause. Während ich hier schreibe, fällt mir auf, dass ich dort kein ähnliches Ritual habe. Ich schlafe länger und das wars. Noch nicht mal ein Frühstück in Ruhe findet statt.
Ich überlege beim nächsten Spaziergang was an den zwei Tagen für ein Ritual passt. Denn obwohl ich länger schlafen kann, bin ich nicht wacher oder energiegeladener als an den Morgenden zu Hause. Mal sehen was mir einfällt so ohne Hund und Espressomaschine.
Haben Sie eine Idee?